Medizin

Der kleine Hey und die Mullbinde

 

Photo: „Seelenkost“

Musik: Die Schwarzwaldklinik - Titelmusik

 

Jeder Mensch ist spannendes Theater. Aber wir wollen von vorne beginnen...

Mit fünf Jahren hatte ich äußerst prägende Erlebnisse: Ich lernte, wie man professionell einen Verband anlegt (beziehungsweise versuchte ich es), und ich sah die Burg (für Nicht-Wiener: das Burgtheater) zum ersten Mal von innen. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Eine Menge. Beides stellt eine wertvolle Vorbereitung fürs Leben dar. Ja, auch die Bretter, die die Welt bedeuten. Was etwa von dem Bühnenstück für Kinder bis heute übrig blieb, ist der faszinierende Anblick einer mittelgroßen Holzhütte im Wald, die dank ihrer vier überdimensional großen Hühnerbeine gehen konnte. Lektion 1: Auf der Bühne ist alles ist möglich.

Mit acht Jahren bekam ich in einer Schulaufführung „nur“ die Rolle eines sprechenden Vogels – man bedenke: ICH...ein VOGEL, mon dieu! Ob der plötzlichen Erkenntnis, dass es eigentlich viel schwieriger ist, einen Vogel als einen anderen Menschen darzustellen, beschloss ich, der weltbeste Vogel ever zu sein – inklusive schräger Krächz-Stimme - und hatte damit großen Erfolg. Lektion 2: Manchmal sollte man das Leben aus der  Vogel-Perspektive betrachten, sprich: Es kommt nicht darauf an, welche Rolle man spielt, sondern wie man sie spielt.

Viele Jahre später war ich Teil einer experimentellen Performance – und hatte dabei ein spielerisches Aha-Erlebnis. Seitdem weiß ich, dass auf eine gewisse Art und Weise „die ganze Welt Bühne ist“ (Zitat Shakespeare). Lektion 3: Lampenfieber kann immer und überall sein. Der Glücksrausch kurz nach einem gelungenen „Auftritt“ übrigens auch (zum Beispiel nach einem unerwartet netten Wortwechsel beim Bäcker, nach einem positiven Geschäftstermin, oder beim erfolgreichen Herausreden, wenn man etwa einmal vergessen haben sollte, ein Parkticket zu lösen).

 

Aus diesen Gründen verordne ich der Menschheit feierlich eine Prise Bühne. Sei es als Komparse in der Welt der bewegten Bilder oder in der kleinen feinen Laientheatergruppe. So mancher Erfolg wurde auch schon beim regelmäßigen Charade-Spiel mit Gleichgesinnten erzielt. Rollenspiele bringen Lebensfreude! Sie beleben den Geist, fördern vor allem die Phantasie und die Begegnung mit dem Selbst und können  helfen, etwa die eigene Schüchternheit zu überwinden, sowie Situationen des Alltags im Dschungel des Lebens zu meistern, in denen wir uns alle immer wieder finden. Und: Wer dann und wann gezielt Theater spielt, lernt auch, sich besser in seine Mitmenschen hineinzuversetzen, ergo prinzipielle Sympathie anderen gegenüber zu entwickeln, und groß zu denken. Und wenn man auch nur für eine Person im Publikum spielt - es sollten immer hundert Prozent sein!

 

Mit den besten Grüßen von Doktor Piepmatz

 

Alles Gute von Wolke 7!