Medizin

Von der Sprache und ihren Nebenwirkungen

 

Photo: „Eine Kanne voll Humor“, ND

Musik: Yehudi Menuhin & Stéphane Grappelli – Tea For Two

 

Und es begab sich einst in Teenager-Tagen, dass ich mich auf wundersame Weise in einem entzückenden holländischen 2000-Seelen-Dorf wieder fand. Da ward ich derart hingerissen von all den stillen Gewässern, Booten und Brückchen, sowie von der Landschaft mit den urigen Windmühlen - welch’ Idylle – so dass ich beschloss, auf der Stelle die niederländische Sprache zu erlernen. Was vom Entschluss übrig blieb? Nun, da es meiner Schwester so ähnlich wie mir erging, und wir in all dieser Stille und Idylle sowieso nicht sonderlich viel zu tun hatten, und darüber hinaus seinerzeit puncto Lernen eher ungeduldig waren, entwickelten wir kurzerhand eine Art „Geheimsprache“ namens Fantasy-Dutch. Sprich: eine Sprache, die ziemlich holländisch klingt, es de facto aber nicht ist. Und „geheim“ deshalb, da sie und ich uns zwar wie selbstverständlich intuitiv auf Fantasy-Dutch unterhielten und einander auch ganz genau verstanden, der Rest der Welt hingegen aber lediglich Gare de l’Est begriff. Dennoch bewirkte diese Sprachschöpfung regelmäßig kollektive Lachanfälle sowie strahlende Gesichter in unserem Umfeld, etwa, als ich meiner Schwester eine Fantasy-Dutch-Postkarte an die Nordsee schickte, sowie auch an jenem 24.Dezember im Jahre Schnee, als ich ihr einen Ordner mit den gängigen Weihnachtsliedern, natürlich alle auf Fantasy-Dutch übersetzt, überreichte, und wir diese auch noch Tage später gemeinsam zum Besten gaben. Wir nahmen das sehr ernst! Fairerweise muss ich gestehen, dass ich viele Jahre später eine Person kennenlernte, die zumindest das Grundprinzip dieser Sprache verstand und auch den nötigen Humor besaß, frei von der Leber weg zu versuchen mit zu parlieren... Wenn man wirklich, wie Herder einst verlautbarte, so viele Herzen hat, so viele Sprachen man (halbwegs) spricht, dann pochen demnach in meiner Brust, Dialekt-Versuche mal ausgenommen, immerhin vier - verglichen mit jenen beeindruckenden Kommunikationswundern, die etwa weit über 30 Sprachen ernsthaft und fließend in Wort und Schrift verstehen können ist das aber wahrlich ein Witz. Was nicht ist kann noch werden, und so amüsiere ich mich bis dahin weiter königlich mit Fantasy-Dutch. Und irgendwann, wenn ich mal Ur-Omi bin, werde ich Märchenklassiker in diese erfrischende Sprache übersetzen (wer das lesen soll, steht allerdings noch in den Sternen), und bei Gelegenheit gebe ich mir ich mir die köstlichen Sprachimitationen „What languages sound like to foreigners“ der finnischen Schauspielerin und Musikerin Sara Maria Forsberg sowie Sprachkunst von Hape Kerkeling. Und never forget: ob Körper-, Kleider-, Laut- oder Wat-auch-immer-Sprache – am Ende des Tages dreht sich das Leben um Kommunikation, denn bekanntermassen macht der Ton die Musik!

 

Alles Gute von Wolke 7!